Es ist Samstag der 30.11.24, die Weihnachtsmärkte in Münster haben seit einer Woche geöffnet, es ist die Woche um den „Black-Friday“ und die Sonne scheint herrlich vom Himmel. Viele Menschen sind in der Münsteraner Innenstadt unterwegs und es herrscht ein geschäftiges Treiben. An diesem wunderschönen Tag sind wir Ehrenamtlichen von Greenpeace Münster auf dem Stubengassenplatz unterwegs – mit dabei ein kleiner Handwagen, auf dem ein etwa 2,30 Meter großer Weihnachtsbaum steht. Passend zum Beginn der Weihnachtszeit sind wir festlich verkleidet, einer von uns sieht sogar aus wie ein Weihnachtsmann.
Ziel der Aktion ist es, darauf aufmerksam zu machen, dass die Spanne zwischen Arm und Reich in Deutschland immer größer wird und gleichzeitig eine kleine Anzahl von Superreichen für einen großen Teil des globalen Treibhausgasausstoßes – und somit maßgeblich für die Befeuerung der Klimakatastrophe – verantwortlich sind. So sind es 2019 die reichsten 10 % der Weltbevölkerung, die 48 % der globalen Treibhausgasemissionen verursachen. Wir wollen dieser Ungerechtigkeit entgegenwirken und die Superreichen endlich zur Verantwortung ziehen. Deshalb fordert Greenpeace Deutschland die Einführung einer Steuer für Milliardäre.
Aber was hat es mit einer Milliardärssteuer auf sich? In Deutschland ist das Vermögen extrem ungleich verteilt: Die reichsten 10 % besitzen rund ⅔ des Gesamtvermögens, den allerreichsten 0,1 % gehört gar ein ganzes Fünftel. Der ärmeren Hälfte der Bevölkerung verbleibt dagegen so gut wie gar kein Vermögen (1%). In Deutschland leben neben den USA und China so viele Superreiche wie nirgendwo sonst. Anstelle des Höchststeuersatzes von 45% zahlen Multimillionäre in Deutschland oft nur rund 21% Steuern. Das hat damit zu tun, dass bei hohen Unternehmensgewinnen und anderen Vermögenseinkommen die Einkommenssteuer oft nicht greift. Somit bleiben große Teile der Einkünfte unversteuert. Eine moderate Milliardärssteuer von nur zwei Prozent könnte in den nächsten fünf Jahren in Deutschland bis zu 140 Milliarden Euro einbringen – Geld, das wir dringend an anderer Stelle bräuchten.
Wofür genau diese 140 Milliarden Euro eingesetzt werden könnten, darüber unterhalten wir uns an diesem Tag mit interessierten Menschen auf der Stubengasse. Ideen gibt es viele: Die Sanierung von Schulen, sozialer Wohnungsbau, bessere Bezahlung von Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, verbesserte Obdachlosen-Hilfe, Sanierung von Straßen oder kostenloser ÖPNV. Wir haben fiktive 1-Million Euro Scheine dabei. Darauf können unsere Gesprächspartner_innen ihre Wünsche schreiben und an unseren Weihnachtsbaum hängen. Die so gesammelten Ideen sind so vielseitig und divers wie die Menschen, die wir an diesem Tag in Münster treffen. Wir unterhalten uns auf Deutsch, Englisch und Niederländisch. Zu unseren Gesprächspartner_innen gehören unter anderem Münsteraner_innen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten, Austauschstudierende aus fernen Ländern, Tagestouristen aus den Niederlanden und viele mehr. Angezogen durch unseren Weihnachtsmann sind es auch viele Kinder und Jugendliche, mit denen wir über Wünsche und Ideen ins Gespräch kommen. Und natürlich werden auch unzählige Fotos gemeinsam mit unserem Weihnachtsmann und dem Weihnachtsbaum gemacht. Durch heitere Weihnachtsmusik im Hintergrund und die gut gelaunten Menschen auf den Weg zum Weihnachtsmarkt ist die Stimmung während der Aktion durchweg positiv.
Und gleichzeitig hoffen wir, die Menschen zum Nachdenken gebracht zu haben. Der Klimawandel wird den ärmsten Teil der Bevölkerung am härtesten treffen, während die Superreichen, die den Klimawandel in großen Teilen zu verantworten haben, sich mit ihrem Wohlstand vor den Folgen schützen können. Es ist eine Frage von Fairness und Gerechtigkeit. Wie lange können wir uns die Superreichen noch leisten?
In Rio hat sich der G20 Gipfel im November für eine stärkere Besteuerung von Superreichen ausgesprochen. Jetzt bleibt es abzuwarten, wann diese Willensbekundung in den einzelnen Staaten in geltendes Recht überführt wird. Wir von Greenpeace werden dran bleiben! Wenn ihr ebenfalls der Meinung seid, die Superreichen müssten stärker zu Kasse gebeten werden, dann schaut doch gerne mal hier vorbei: https://www.greenpeace.de/klimaschutz/finanzwende/milliardaerssteuer-superreichensteuer