Worum es geht
In Deutschland wird überwiegend mit den fossilen Energieträgern Erdgas und Erdöl geheizt; so ist etwa die Hälfte der Bestandswohnungen mit Erdgasheizungen ausgestattet.
In Folge des russischen Angriffskriegs ist die Versorgung mit Gas daher stark in den Fokus gerückt. Eben diese Versorgung wird jetzt zur Begründung angeführt, um Erdgasbohrungen in der Nordsee durchzuführen.
Kein Beitrag zur Versorgungssicherheit
Das Vorhaben leistet keinen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland, denn zum einen wird die höchste Fördermenge voraussichtlich erst etwa 2027/2028 erreicht, wenn wir – hoffentlich – schon den Großteil unserer Energie klimafreundlich und erneuerbar erzeugen.
Zum anderen soll auch bei maximaler Fördermenge nur etwas über 1 % des Jahresbedarfs nach Deutschland geliefert werden. Das Gas kommt also zu spät und es kommt zu wenig.
Keine neuen Gasbohrungen in der Nordsee!
Dennoch soll die Erdgasförderung für bis zu 35 Jahre laufen, d. h. auch weit nach 2050 würde noch ein Projekt fortgeführt, das den deutschen und europäischen Klimazielen zuwider läuft.
Hinzu kommen Schäden an Tieren und Umwelt.
Zerstörung wertvollen Lebensraums
Das Erdgasfeld, das neu erschlossen werden soll, liegt rund 20 Kilometer vor der Nordseeinsel Borkum, in direkter Nähe zum UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer und weiteren Naturschutzgebieten. Diese Gebiete sind einzigartig.
Gefährdung bedrohter Arten
88 Tierarten leben dort, von denen etwa jede fünfte auf der deutschen Roten Liste für bedrohte Arten steht. So zum Beispiel der stark gefährdete Europäische Hummer und die gefährdete Weichkoralle „Tote Mannshand“. Außerdem sind Steinriffe vor Ort, die die Kriterien für gesetzlich geschützte Biotope (FFH-Lebensraumtypen Riffe) erfüllen und geschützt werden sollten, anstatt sie durch Gasförderungen zu gefährden.
Zerstörungen auch in Australien
Nicht nur in der Nordsee bringen Gasbohrungen dramatische Folgen mit sich. Über Abnahmeverträge mit dem Energiekonzern Woodside treibt der deutsche Staatskonzern Uniper die Meereszerstörung vor der Küste Australiens voran. Ein neues Mega-Gasbohrungsprojekt bedroht 12 Meeresschutzgebiete. Die Förderung des Gases sowie die damit zusammenhängende Infrastruktur bringt starke Eingriffe in die Lebensräume mit sich. Denkbare Unfälle, Lecks und Havarien würden zur Freisetzung von giftigem Flüssiggas und Kondensat in die Meeresparks führen. Hier wären 54 Tierarten einer direkten Gefahr an der australischen Küste ausgesetzt; viele dieser Arten sind ohnehin schon gefährdet. Dazu zählen mehrere Wal- und Schildkrötenarten. Die Wanderrouten verschiedener Wale wie etwa Blau- und Buckelwale werden gestört, was einen direkten negativen Einfluss auf die Erholung der stetig sinkenden Population hat. Weiter verstärkt wird der Effekt durch den Betriebslärm der Offshore-Gasförderung. Dieser kann bei Walen zu Verhaltensstörungen und Schäden an den Hörorganen führen.
Hinzu kommen die langlebigen negativen Folgen für die lokalen Korallenriffe.
Protest gegen UNIPER
Unser Protest gegen UNIPER geht weiter! Auch in Münster setzen wir ein deutliches Zeichen gegen immer neue Gasprojekte. Egal ob vor der australischen Westküste oder vor der Urlaubsinsel Borkum, Gas zerstört Klima und Meere und ist damit ein überholter Energieträger. Unsere Forderungen sind klar: Die Bundesregierung muss die rückwärts gewandte Energiepolitik beenden.
Keine Steuergelder für fossile Megaprojekte!
UNIPER, das Düsseldorfer Unternehmen, welches im letzten Jahr mit Steuergeldern in Milliardenhöhe verstaatlicht wurde, treibt weiterhin den rücksichtslosen Raubbau an der Natur voran und festigt damit fossile Infrastrukturen für kommende Jahrzehnte. Damit muss endlich Schluss sein! Es liegt in der Verantwortung des Bundeskanzlers Olaf Scholz, dem Treiben der fossilen Großkonzerne Einhalt zu gebieten.
Klimaschädliche LNG-Terminals
Die Bundesregierung versucht, Energiesicherheit durch Gas herzustellen. Teil davon soll LNG (Liquefied Natural Gas) sein, wofür das LNG-Beschleunigungsgesetz (LNGG) im Juli 2023 verabschiedet wurde. Unter anderem soll eins von den acht schwimmenden und drei festen LNG-Terminals vor Rügen gebaut werden.
Doch der Ausbau der Infrastruktur für LNG widerspricht den Klimazielen des Klimavertrags, den Deutschland unterschrieben hat, und der damit einhergehenden Aufgabe, Treibhausgase einzusparen.
Die geplanten LNG-Terminals sind eine Belastung für die Umwelt und wirtschaftlich unrentabel!
Denn:
• Das Setzen auf LNG schafft neue Abhängigkeiten. Für eine Energiesicherheit in Deutschland brauchen wir eine Energiewende, die auf erneuerbare Energie setzt und nicht auf Importen und Verträgen mit Autokratien basiert.
• Die neuen und geplanten Terminals erhöhen die Wahrscheinlichkeit dramatisch, dass das laut Klimaschutzgesetz festgelegte Treibhausgasbudget für eine Klimaneutralität bis 2045 überschritten wird.
Die Klimabilanz der geplanten Projekte ist bedenklich – nicht nur aufgrund des enormen Energiebedarfs durch das Kühlen des Gases auf -163°C. Darüber hinaus wird nämlich Gas eingekauft, das durch Fracking gewonnen wurde. Fracking-Gas setzt zusätzlich zum CO2-Ausstoß bei der Verbrennung auch bei der Gewinnung bereits klimaschädliche Gase in die Atmosphäre frei.
• Das LNG-Beschleunigungsgesetz gibt Unternehmen einen Freischein, Geschäfte mit Gas bis 2043 zu machen.
• Die Ausbaupläne führen zu einem Überschuss an Kapazitäten für fossile Energieträger, die wir nicht benötigen. Jeglicher Ausbau von Infrastruktur für fossile Energien bindet Gelder, die unwiederbringlich festgesetzt werden und nicht für eine Energiewende zur Verfügung stehen.
• Unter Beachtung der Klimaziele, dürfen die LNG-Terminals nicht ausgelastet betrieben werden, was dazu führt, dass die Projekte wirtschaftlich unrentabel sind. Die geplanten Terminals müssten für eine wirtschaftliche Rentabilität stärker und länger betrieben werden als nötig und behindern eine Energiewende.
Forderungen
Wir brauchen dringend einen Fahrplan für den Erdgas-Ausstieg.
Wichtige Eckpunkte dafür sind:
• Vollständiger Ausstieg bis 2035
• Verbot neuer Gas-Heizungen bis spätestens 2024, verbunden mit einer verstärkten Förderung erneuerbarer Wärmequellen
• Umrüstung von Wärmenetzen auf erneuerbare Energien
• Keine Investitionen in neue LNG-Terminals und Gas-Pipelines
• Schneller Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen zum schrittweisen Ersatz von Gaskraftwerken im Stromsektor.
So könnte Deutschland auch beim Energieträger Gas seinen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele schaffen.
#NoNewGas
#Gas zerstört Klima und Meere!
#Gasbohrungen gefährden Wale!
#EndFossilFuels
Quellen:
https://de.statista.com/themen/2362/heizungsmarkt/#topicOverview
https://www.greenpeace.de/publikationen/Rechtsgutachten_Gasbohrung_Borkum_rechtswidrig.pdf
https://www.greenpeace.de/klimaschutz/energiewende/gasausstieg
https://www.greenpeace.de/klimaschutz/energiewende/gasausstieg/kein-lng-terminal-ruegen
https://www.greenpeace.de/publikationen/Factsheet_Fossiles_Gas.pdf
https://www.greenpeace.de/publikationen/Unipers%20schmutzige%20Gesch%C3%A4fte.pdf