Warum wir streikenBegründung zum Konsumstreik von Greenpeace Münster

Wir befinden uns noch immer mitten in der COVID-19-Pandemie. Erneut mussten Kultur- und Sporteinrichtungen sowie die Gastronomie schließen; auch der Einzelhandel ist stark belastet. Geschäfte leiden noch immer unter den Folgen des wochenlangen Lockdowns im Frühjahr und den seitdem geltenden Auflagen. Zudem bleiben viele Kund*innen aus Angst vor einer Infektion fern. In diese schwierige Zeit kommt unser Aufruf zum Konsumstreik und mag zunächst unpassend erscheinen. Die Reaktionen auf den Aufruf sind kontrovers. Auf der einen Seite erhalten wir viel Zuspruch, auf der anderen begegnet man unserer Aktion aber auch mit Unverständnis und Sprachlosigkeit, wie der Artikel ‚Entsetzen über den Konsumstreik-Aufruf‘ in den Westfälischen Nachrichten vom 11. November zeigt. Dass es uns nicht darum geht, die Krise im Einzelhandel vor Ort zu verschärfen oder den Handel gänzlich zum Erliegen zu bringen, möchten wir in dieser Stellungnahme darlegen.

„Konsumstreik“ – das ist für viele ein Reizwort. Wir nutzen es bewusst, denn mit unserer Aktion möchten wir aufrütteln und zum Umdenken bewegen. Anlass gibt der am 27. November stattfindende „Black Friday“, an dem Verbraucher*innen insbesondere im Online-Handel von ihrem alltäglichen Konsum hin zu einem Kaufrausch getrieben werden sollen.

Daran sind mehrere Aspekte problematisch: Die Ressourcenverschwendung steigt. Es wird weniger Wert auf die soziale und ökologische Verträglichkeit eines Produkts gelegt. Der Online-Handel und damit einhergehend Verpackungsmüll, Transportemissionen sowie schlechte Arbeitsbedingungen und die Vernichtung von Retouren und Neuwaren nehmen zu. Nicht zuletzt leidet auch der Einzelhandel vor Ort.
Anstelle des Konsumwahns wünschen wir uns daher einen bewussten und sozial-ökologisch verträglichen Konsum.
Bewusster Konsum bedeutet, sorgfältig abzuwägen, ob man für ein Produkt wirklich Verwendung hat und ob die ökologischen und sozialen Kosten des Produkts zu verantworten sind.
Zu den ökologischen Kosten zählen u. a. der Ressourcen- und Energieverbrauch bei Produktion und Transport des Artikels, welche zu zusätzlichen Treibhausgas-Emissionen führen.
Soziale Kosten beziehen sich z. B. auf unmenschliche Arbeitsbedingungen wie überlange Arbeitszeiten, zu geringe Entlohnung und fehlende Sicherheits- und Gesundheitsstandards. Wir fordern, auch an Menschen außerhalb von Münster und Deutschland zu denken und ihre Bedürfnisse als gleichwertig anzuerkennen.
Diese Punkte spiegeln sich auch in der Motivation der Menschen wider, die unserem Aufruf zum Konsumstreik folgen. Mittlerweile haben uns viele Mitstreikende mitgeteilt, worauf sie vier Wochen lang verzichten werden, z. B. auf palmölhaltige Produkte, Plastikverpackungen, Online-Einkäufe bei Amazon oder energieintensive Streaming-Dienste.

Unser Konsumstreik ist also ein Aufruf zu einem bewussten und sozial-ökologisch verträglichen Kaufverhalten und zum Verzicht auf leichtfertige Kaufentscheidungen. Damit bieten wir einen Rahmen, um sich mit bewusstem Konsum auseinanderzusetzen und eingespielte Konsummuster zu durchbrechen.

Und ja, natürlich möchten wir auch den „Black Friday“ boykottieren. Denn unser Ziel, eine lebenswerte Erde auch für künftige Generationen zu erhalten, steht im Widerspuch zu der von internationalen Großkonzernen propagierten Art von Konsum. Konsumverhalten muss überdacht und angepasst werden und welche Zeit wäre besser für richtungsweisende Änderungen geeignet als die, in der der Konsum in den meisten Bereichen zurückgegangen ist? Wir wünschen uns einen Neustart mit langfristig verträglichem Konsumverhalten.