Wir rufen auf zum Konsumstreik!

Vom 16. November bis zum 13. Dezember 2020 verzichten wir auf Konsum. Jede*r kann dabei selbst entscheiden, welche Art von Konsum bestreikt wird.

Ihr könnt z. B. für vier Wochen nichts kaufen außer Lebensmittel oder aufs Autofahren verzichten. Oder ihr geht einen Schritt weiter und verzichtet zudem auf Lebensmittel, die in Plastik verpackt sind und Palmöl enthalten. Wenn ihr einen eigenen Garten habt oder Foodsaver*innen seid, könnt ihr auch komplett auf Konsum verzichten. Möglich ist es auch, einen Monat lang vegan zu leben.

Zentral ist, dass wir auf besonders unökologische, klimaschädliche und umweltverschmutzende Produkte verzichten!

Anlass für den Streik ist der am 27. November 2020 stattfindende Black Friday, ein Tag, an dem alljährlich das ohnehin schon hohe Konsumverhalten durch weitreichende Rabattaktionen weiter angeheizt wird. Statt des Black Fridays begehen wir den Kauf-nix-Tag (Englisch: „Buy-Nothing-Day“) und 2020 weiten wir den Kauf-nix-Tag aus. 2020 heißt es Kauf-nix-Monat! Warum verzichten wir für einen Monat auf Konsum? Der Ressourcen- und der Energieverbrauch ist häufig nur deshalb so hoch und damit einhergehend besonders umwelt- und klimaschädigend, weil im Übermaß konsumiert wird. Eine Reduktion auf ein gesundes Maß kann daher schon viel bewirken! Wenn bewusst Produkte bestreikt werden, die besonders unökologisch, ressourcenintensiv, klimaschädlich und/oder umweltverschmutzend sind, z. B. Fleisch- und Milchprodukte, fossile Treibstoffe oder stark verpackte Lebensmittel, der Konsum dieser Produkte also zurückgeht, erfüllt sich ein altes Gesetz der Wirtschaft: Angebot und Nachfrage. Wo keine Nachfrage ist, ist auch kein Angebot. Sorgen wir also mit unserem Streik dafür, dass das Angebot solcher Produkte zurückgeht!

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Für den Austausch untereinander oder um Dinge zu verschenken oder zu tauschen gibt es noch eine Telegram-Gruppe: https://t.me/joinchat/GOeMJVP3tJ1jFYFsnUOr_A

Herzliche Grüße

Euer Team vom Konsumstreik
 

Warum wir streiken – Der Konsumstreik von Greenpeace Münster

Wir befinden uns noch immer mitten in der COVID-19-Pandemie. Erneut mussten Kultur- und Sporteinrichtungen sowie die Gastronomie schließen; auch der Einzelhandel ist stark belastet. Geschäfte leiden noch immer unter den Folgen des wochenlangen Lockdowns im Frühjahr und den seitdem geltenden Auflagen. Zudem bleiben viele Kund*innen aus Angst vor einer Infektion fern. In diese schwierige Zeit kommt unser Aufruf zum Konsumstreik und mag zunächst unpassend erscheinen. Die Reaktionen auf den Aufruf sind kontrovers. Auf der einen Seite erhalten wir viel Zuspruch, auf der anderen begegnet man unserer Aktion aber auch mit Unverständnis und Sprachlosigkeit, wie der Artikel ‚Entsetzen über den Konsumstreik-Aufruf‘ in den Westfälischen Nachrichten vom 11. November zeigt. Dass es uns nicht darum geht, die Krise im Einzelhandel vor Ort zu verschärfen oder den Handel gänzlich zum Erliegen zu bringen, möchten wir in dieser Stellungnahme darlegen.

„Konsumstreik“ – das ist für viele ein Reizwort. Wir nutzen es bewusst, denn mit unserer Aktion möchten wir aufrütteln und zum Umdenken bewegen. Anlass gibt der am 27. November stattfindende „Black Friday“, an dem Verbraucher*innen insbesondere im Online-Handel von ihrem alltäglichen Konsum hin zu einem Kaufrausch getrieben werden sollen.

Daran sind mehrere Aspekte problematisch: Die Ressourcenverschwendung steigt. Es wird weniger Wert auf die soziale und ökologische Verträglichkeit eines Produkts gelegt. Der Online-Handel und damit einhergehend Verpackungsmüll, Transportemissionen sowie schlechte Arbeitsbedingungen und die Vernichtung von Retouren und Neuwaren nehmen zu. Nicht zuletzt leidet auch der Einzelhandel vor Ort.
Anstelle des Konsumwahns wünschen wir uns daher einen bewussten und sozial-ökologisch verträglichen Konsum.
Bewusster Konsum bedeutet, sorgfältig abzuwägen, ob man für ein Produkt wirklich Verwendung hat und ob die ökologischen und sozialen Kosten des Produkts zu verantworten sind.
Zu den ökologischen Kosten zählen u. a. der Ressourcen- und Energieverbrauch bei Produktion und Transport des Artikels, welche zu zusätzlichen Treibhausgas-Emissionen führen.
Soziale Kosten beziehen sich z. B. auf unmenschliche Arbeitsbedingungen wie überlange Arbeitszeiten, zu geringe Entlohnung und fehlende Sicherheits- und Gesundheitsstandards. Wir fordern, auch an Menschen außerhalb von Münster und Deutschland zu denken und ihre Bedürfnisse als gleichwertig anzuerkennen.
Diese Punkte spiegeln sich auch in der Motivation der Menschen wider, die unserem Aufruf zum Konsumstreik folgen. Mittlerweile haben uns viele Mitstreikende mitgeteilt, worauf sie vier Wochen lang verzichten werden, z. B. auf palmölhaltige Produkte, Plastikverpackungen, Online-Einkäufe bei Amazon oder energieintensive Streaming-Dienste.

Unser Konsumstreik ist also ein Aufruf zu einem bewussten und sozial-ökologisch verträglichen Kaufverhalten und zum Verzicht auf leichtfertige Kaufentscheidungen. Damit bieten wir einen Rahmen, um sich mit bewusstem Konsum auseinanderzusetzen und eingespielte Konsummuster zu durchbrechen.

Und ja, natürlich möchten wir auch den „Black Friday“ boykottieren. Denn unser Ziel, eine lebenswerte Erde auch für künftige Generationen zu erhalten, steht im Widerspuch zu der von internationalen Großkonzernen propagierten Art von Konsum. Konsumverhalten muss überdacht und angepasst werden und welche Zeit wäre besser für richtungsweisende Änderungen geeignet als die, in der der Konsum in den meisten Bereichen zurückgegangen ist? Wir wünschen uns einen Neustart mit langfristig verträglichem Konsumverhalten.

Folgender „Leserbrief“ / Kommentar erreichte uns

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Greenpeacer*innen!

Ich finde Euren Aufruf, den ich soeben erst sehe, ganz ausgezeichnet umsichtig, wertschätzend und moderat formuliert. Und zwar sowohl den Aufruf (ersten Artikel) wie die Begründung (zweiten Artikel). Als Einzelne ist mir schon seit Jahrzehnten bewusst, dass ich mehr kaufe als ich nutzen kann und auch mehr konsumiere, als ich brauche. Und dies, obwohl ich kaum Lebensmittel verderben lasse, wenig Fleisch esse, wenig Alkohol trinke, immer weniger und wenn dunkle Schokolade nasche, fast nur frische Produkte kaufe, selbst koche, ein altes Handy und einen fast antiquarischen PC nutze.
Ich lebe in einem Konsumparadies und lasse mich gelegentlich verführen. Daher sehe ich den Aufruf als einen guten Anlass zur richtigen Zeit, einmal mehr darüber nachzudenken, was ich vielleicht von dem, was ich schon habe, kreativ nutzen kann, statt etwas Neues zu kaufen (s. auch Greenpeace Magazin 4|2020 „Das hält sich ewig!“).
Und auch dazu, immer wieder darauf zu achten, dass mein Geld möglichst viel Gutes tut, indem es regional, in kleinen Betrieben, für den Erhalt von Arbeitsplätzen und Lebensqualität eingesetzt ist.

Schön, dass Ihr Euch die Mühe gemacht habt, die Ziele der Aktion noch einmal zu erklären – obwohl sie schon im ersten Aufruf kaum falsch zu verstehen waren. Es geht ja nicht darum, den wirklichen Bedarf nicht mehr durch Einkauf zu decken, wo dies nötig ist. Sondern Ihr fordert zu Recht ein Innehalten und Abwägen des durch Werbung, Spontanität, Kauflaune, Schnäppchenjagd oder Gedankenlosigkeit getätigten Konsums. Und dies ist gerade auch im Corona-Teil-Lockdown eine gute Anregung. Ich mache die Erfahrung, dass ich tatsächlich weniger brauche und das ein oder andere alte ‚Schätzchen ausgrabe‘ und nutze 🙂
Wenn Ihr außer Zuspruch und Bestätigung auch Widerstand erfahrt, nehmt es sportlich: Offenbar habt Ihr einen Nerv getroffen und die Auseinandersetzung schmerzt erst einmal. Aber das ist ein guter Anfang und sicher für einige Menschen auch Anlass, sich mit den Fragen, die Ihr aufwerft, auseinanderzusetzen.

Danke Euch und Ihnen!
Viele Grüße, Sabine Proske