Repariere Mensch, kaufe nicht

Repair Cafe in Münster anlässlich der Make Something Week

Münster, 09.12.2017. Sie sind für viele ein Alltagsgegenstand und kaum mehr aus unserem Leben wegzudenken. Leider hapert es häufig an der Langlebigkeit. Nach weniger als zwei Jahren halten die Akkus kaum mehr als einen Tag. Ein Sturz, ein ungeschickter Transport und das Display hat einen Riss. All diese Fälle führen meist dazu, dass das Smartphone alle paar Jahre der nächsten – vermeintlich besseren – Generation weichen muss. Von 2014 bis 2015 schwoll der Verkauf der Alleskönner auf 1,42 Milliarden. Aber: Muss das wirklich sein?

Das Problem beginnt beim Design:

Die mangelnde Langlebigkeit elektronischer Geräte befördert den Neukauf, der Verdacht der sogenannten geplanten Obsoleszenz liegt in der Luft. Die Lebensdauer vieler Komponenten lässt sich mittlerweile gut im voraus abschätzen. Dabei geht die Produktion von Smartphones mit großen ökologischen und sozialen Problemen einher. Denn hierfür werden große Mengen seltener Erden, wie Neodym für die Vibrationsmotoren, Wasser und Energie benötigt. Die Bedingungen bei der Förderung dieser Erze in den Herkunftsländern sind vielfach katastrophal. Am Ende werden sie in wichtigen Bereichen fehlen, wie den erneuerbaren Energien, denn gerade Neodym erfüllt in den effizienten Generatoren der Windräder eine wichtige Funktion.

Förderung voller sozialer und ökologischer Probleme:

Die Förderung von Kobalt und Tantal für sehr kleine Tantal-Elektrolytkondensatoren trägt zur Destabilisierung des Kongos bei. Auch die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung in den Fabriken Koreas und Chinas sind sehr problematisch. Häufig sind die Arbeiter giftigen Stäuben und Dämpfen ausgesetzt wie zum Beispiel bei der Verarbeitung von Schwermetallen und PVC mit seinen Weichmachern.

Einfach für den Müll:

Die defekten Geräte werden meist weggeworfen, um dann unter ebenfalls inakzeptablen Umständen in fernen Ländern aufgearbeitet zu werden. Nicht nur, dass dabei Rohstoffe unzureichend recycelt werden, auch hier werden die Arbeiter, darunter sehr oft Kinder, giftigen Stoffen ausgesetzt. Die Müllberge mit Elektronikschrott werden bis 2017 auf 65 Mio. Tonnen anwachsen. Als sich die Akkus für die neueste Generation von Samsung Handys als brandgefährlich erwiesen, konnte nur eine Greenpeace Kampagne verhindern, dass die Geräte mitsamt Akkus nicht einfach auf eine Deponie entsorgt wurden. Vielfach werden die eingesetzten Materialien wegen mangelnder Rentabilität nicht wiedergewonnen, da als Basis die heutigen Rohstoff- und Marktpreise herangezogen werden.

Mut zur Reparatur:

Dabei besteht meist kein Grund die Alltagshelfer unbesehen dem Müll anzuvertrauen. Der Löwenanteil der Defekte lässt sich selbst beheben. Für die Geräte der großen Hersteller existieren im Internet ausführliche Reparaturanleitungen, zu vergleichsweise günstigen Preisen auch Werkzeuge und Ersatzteile.

Also Reparieren Sie selbst, oder lassen Sie reparieren:

Wir möchten Sie ermutigen, ihre Geräte nicht mehr einfach durch Neue zu ersetzen, sondern entweder selbst zu reparieren oder reparieren zu lassen. Da Smartphones am häufigsten verwendet werden, wollen wir Ihnen zeigen, wie Sie Ihr Handy selbst reparieren können. In größeren Städten gibt es bereits Reparatur Cafés und kommerzielle Reparaturservices, die hier einen Markt erkannt haben.

Vor Ort:

In Münster bieten mehrere Repariershops für günstiges Geld die Reparatur Ihres Handys an. Hilfe zur Selbsthilfe offeriert das Jugendzentrum JIB für die  Reparatur von Alltgasgegenständen aller Art an, auch Smartphones. Ein Kollege vom JIB half dieses Jahr tatkräftig im Umwelthaus mit.

Sammelaktion:

Bringen Sie Ihr altes Smartphone oder Handy beim Umwelthaus vorbei. Funktionstüchtige und reparierbare Geräte spenden wir an die Flüchtlingshilfe, alle übrigen führen wir einem fachgerechten Recycling zu. Vielleicht findet sich aber auch direkt vor Ort ein Liebhaber für Ihr altes Telefon. Auch Umtausch spart Ressourcen.

Dies können noch tun:

  • Überlegen Sie sich, ob der Umstieg auf ein neues Gerät notwendig ist, z.B. mit einem Bedarfskatalog
  • Reparieren statt wegwerfen: Lassen Sie reparieren z.B. in einem komerziellen Repair Shop, im Repair Cafe oder versuchen Sie es selbst. Ein tolles Projekt mit Freunden und Ihrer Familie!
  • Für gebrauchte und defekte Geräte gibt es Sammelstellen. Tauschen statt wegwerfen.

Unsere Forderungen an die Politik und die Industrie:

  • Die Industrie muss sich verpflichten, den Einsatz giftiger Chemikalien zu minimieren und bei der Produktion auf sauberen Strom zu setzen.
  • Produkte müssen auf lange Haltbarkeit konzipiert werden und
  • auf leichtere Reparierbarkeit und Recycling konzipiert werden.
  • Das Recycling muss erheblich ausgebaut werden.